Elfter Tag: Freitag, 7.4.95

Logbucheintrag vom 7.4., 19:00, im Bett

Schon ist wieder ein Tag vorbei, und ich sitze auf dem Doppelbett in einer fast luxuriösen Unterkunft namens "The Ridge". Wir wären zwar gern noch einen Tag länger in Gairloch geblieben, aber dafür lag es einfach zu ungünstig; es gibt keine gescheite Tagestour, die wir von dort aus hätten unternehmen können. Also ging es am Morgen los, und daß man jetzt langsam wirklich in die nördlicheren Bereiche kommt, merkt man daran, daß auf Straßenschildern oft einfach "The North" steht und keine konkreten Ortsnamen angegeben sind.

Wir fuhren einen großen Nordbogen auf der A832 bis zur Braemore Junction, wo sie auf die A835 trifft. Vorher passiert man noch die Inverewe Gardens, die man sich unbedingt anschauen sollte, wenn es nicht gerade erst Ende März ist. (aktueller Nachtrag: Falsch! Ich war am 4. Januar 2001 im Garten, und selbst mitten im Winter war's prächtig. Außerdem hat vor Ostern das Visitor Centre geschlossen, und man nimmt es mit dem Eintrittsgeld nicht so genau.)

Dort (an der Braemore Junction) kann man aussteigen und die "Corrieshalloch Gorge", eine ziemlich tiefe Schlucht mit eindrucksvollem Wasserfall, auf einer Brücke überqueren. Aber auch schon vorher gibt es an der Straße, die bis hoch zur Küste führt, des öfteren Gelegenheiten, auszusteigen und sich umzusehen.

Auf der A835 geht es nordwärts nach Ullapool ("Achtung: Letzte Stadt für die nächsten Tage" könnte auf einem Warnschild stehen), wo die beiden Damen mich in unzählige "Gifts, Crafts, Woollens"- Läden mit katastrophaler Volksmusik schleppen. Ist aber sonst ein ganz netter Ort.

Bis Drumrunie geht es danach weiter auf der A835, aber dann muß man sich entscheiden, ob man am Ufer entlangfahren will (zuerst auf einer nichtnumerierten kleinen Straße bis Lochinver, dann auf der B869) oder die direkte Route nimmt. Ich kann den Ufer-Umweg, den wir nahmen, nur empfehlen. Auf der ersten Hälfte sind es das Meer und die Inseln, die immer neue hübsche Ausblicke eröffnen, auf der zweiten die Berglandschaft mit ihren zahlreichen eingelagerten Seen.

Kurz vor Lochinver, genauer bei Inverkirkaig, gibt es die Möglichkeit, von einem kleinen Parkplatz zu den Kirkaig Falls zu wandern; wir drehten aber nach einer halben Stunde um, da wir keine Ahnung hatten, wann wir den Wasserfall denn endlich zu Gesicht bekommen würden. Gelohnt hat es sich trotzdem, weil der Fluß auch ohne Wasserfall ganz nett ist.

Kurz hinter Stoer bogen wir nach links auf eine kleine Landzunge ab und suchten da eine halbe Stunde vergeblich nach einer Unterkunft; an einem total verfallenen Haus stand zwar "B&B" dran, aber dem trauten wir nicht so ganz.

Wieder auf der "Haupt"-Straße, konnten wir es uns bei Clashnessie nicht verkneifen, an dem wunderschönen Sandstrand (richtiges Nordsee- Badeurlaub-Feeling, wenn es nicht so kalt gewesen wäre) auszusteigen und ein wenig wer-traut-sich-am- weitesten-ins-Wasser zu spielen.

Unsere Herberge liegt an einem Drei-Loch-Eck, sozusagen, in Kylesku (auf der OS-Karte, die wir haben, steht nur Kylestrome, aber offenbar ist das ein Irrtum) - hier treffen sich Loch Glendhu, Loch Glencoul und Loch a´ Cháirn Bháin. Die Aussicht ist sehr schön.


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  Frederik Ramm, 2001-05-15