Achtzehnter (letzter) Tag: Freitag, 14.4.95

Logbucheintrag vom 14.4., 20:30, am Flughafen Glasgow

Heute ist Karfreitag. Hier geht alles seinen gewohnten Gang; die Läden haben offen, LKW kommen uns auf der Straße entgegen. Niemand ist der Ansicht, daß das öffentliche Leben stillstehen müsse. Wenn ich daran denke, daß bei uns sogar die berühmte Frankfurter "Dippemess" (eine Kirmes, würde man anderswo sagen) dreißig Tage nur mit einer Unterbrechung (eben Karfreitag) läuft...

Heute morgen sind wir zuerst mal zum Flughafen gefahren und haben uns angesehen, inwiefern er zum Übernachten geeignet ist. Es gibt einen Nichtraucher-Wartebereich mit Bänken, auf denen man sich auch mal hinlegen kann, und Steckdosen (wichtig, da der Laptop es nur ein paar Stunden ohne Netz tut, ich aber die Nacht zum Aufbereiten der HTML-Seiten nutzen will). Der letzte Laden macht schon um 10 zu, der Coffee Shop um 6 wieder auf, genauso wie die Gepäckaufbewahrung, und um 6.45 geht der Flug. Naja, wird schon klappen - eine Hotelübernachtung lohnt sich wirklich nicht, und bis wir draußen ein B&B mit Flughafenzubringer um sechs Uhr früh finden...

Den Wagen haben wir dann noch gewaschen, aufgetankt und zurückgegeben - dabei erst merkte ich, daß ich beim Abholen meinen Führerschein bei der Vermietstation vergessen hatte. Leider wußten die zwar, daß ich ihn vergessen hatte, nicht mehr aber, wo sie ihn verwahrten - Chaoten, alles. Das Waschen diente dazu, die Spuren unserer 1960-Meilen-Tour (knapp an der 2.000 vorbeigeschliddert) etwas zu verwischen, der Wagen hat ja einiges mitgemacht. Noch dazu hatte er, als wir ihn bekamen, nur 8 Meilen hinter sich, und so eine Highland-Tour ist eigentlich nicht das, was einem Auto auf den ersten 500 Meilen guttut. Ach was, das müssen die wissen... 1.960 Meilen, das sind über 3.100 km, macht rund 200 km am Tag!

Danach gaben wir das Gepäck auf und fuhren mit dem Bus nach Glasgow. Die Bus-Station dort ist so groß wie der Frankfurter Hauptbahnhof, mit über 50 Halteplätzen - ist wohl der Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs in der Region.

Ich nehme übrigens alles zurück, was ich über Edinburgh gesagt habe - Glasgow ist noch dreckiger, die Straßen noch windiger, und es gibt nicht einmal alle paar Meter eine Sehenswürdigkeit zum Ausruhen. Auf der anderen Seite ist die Innenstadt, wenn man die richtige Route nimmt, ein einziges großes Einkaufszentrum... so viele Geschäfte nebeneinander gibt es auch nicht überall.

Wir schlugen die Zeit tot, aßen Pizza (ausgerechnet freitags gibt es kein "Eat as much as you like for only ..."). Dann gab es noch nicht einmal ein Kino, in dem die Vorstellung noch ausreichend lang vor Abfahrt unseres Busses (21:25) zu Ende gewesen wäre, also fuhren wir bereits um 19:25 wieder zum Flughafen. Jetzt sitzen wir hier und freuen uns auf das Frühstück, das es morgen hoffentlich im Flugzeug gibt. Und auf das Häuschen, das wir uns in zehn Jahren (wenn wir genug Kohle gescheffelt haben, um nicht mehr arbeiten zu müssen) in Schottland bauen. (Claudia will gern ein kleines Schloß mit Tanzsaal, aber wenn ich dafür im Keller meine Computerräume einrichten darf, geht das in Ordnung.)


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  Frederik Ramm, 2001-04-28