Unterrichtsprotokoll

Ich war von einer strengen Lehrerin im Fach Geschichte wegen Schwätzens zur üblichen Strafe - ein Protokoll der Stunde anzufertigen - verdonnert worden. Das Beste an diesem streckenweise drögen Protokoll, das ich hier vollständig wiedergebe, sind die Kommentare der Lehrerin, die ich am Rand (und, für Textbrowser, in geschweiften Klammern) darzustellen versucht habe.
Protokoll der Geschichtsstunde
am 10.12.1985
Zuerst wurden die kritisch stehenden Schüler über ihre mißliche Lage aufgeklärt. Dann beantwortete Frau M.-H. einige Fragen zur Notengebung, insbesondere dem Fach Gesellschaftslehre.

Nun sollte Doris ihre Antwort auf Frage 4 des Arbeitsblattes vorlesen (Hausaufgabe); diese wurde für "nicht ausreichend" befunden. Nicole ergänzte, und dann war Frau M.-H. zufrieden. Wir kamen zur nächsten Aufgabe: Helga las vor. Die Antwort war zwar umfangreich, aber unvollständig.

Richard gab seinen Senf dazu, dann wurde die Frage aufgeworfen, womit die sog. Missi (u.a. Beamte/königl. Angestellte) denn entlohnt wurden. Mit Geld? Mit Ehrengaben? Mit Naturalien? All dies war falsch (oder nur teilweise richtig); wir erfuhren, daß sie von Landbesitz und den Leuten darauf, die für sie arbeiteten, lebten. { A!
u.a.? v.a.?
Beamte genügt, der Rest ist mehr als entbehrlich. }
Frage: Was sind Unfreie?
  1. Leibeigene: zählen zum Besitz eines anderen (vgl. Sklaven); fließende Übergänge zu
  2. Hörige: mehr Freiheit als Leibeigene, dürfen jedoch Land/Gut nicht verlassen.
Michael bittet mich, aufzuschreiben, daß er sich meldet, aber nicht drankommt.
Ein Blatt ("Das Frankenreich vor Karl d. G.") wird ausgeteilt. Die Karte darauf wird besprochen. Karl gewann z.B. Nord- und Mittelitalien (Langobardenreich) und Sachsen (Nordsee) dazu. In Italien "fehlte" ihm das Gebiet, das Pippin dem Papst geschenkt hatte. Die "Spieße" nach außen auf der Karte (bei Marken) bedeuteten Verteidigung nach außen.

Spanische Mark: Verteidigung gegen Kalifate/Araber
Bretonische Mark: " " Kelten
Dänische Mark: " " Dänen
Sorbische Mark: " " Slawen.

Auf eine Frage Jochens erfahrne wir von Frau M.-H., daß die Hunnen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr existieren.

Wir kommen nun zu den beiden weiteren Bildern auf dem Blatt; Pfalz Aachen und Pfalz Ingelheim. In Aachen hielt sich der Kaiser am liebsten auf. Aber er regierte nicht nur von Pfalzen aus, sondern wurde auch manchmal von Gaugrafen bewirtet. Sie mußten immer bereit sein, ihn und sein Gefolge aufzunehmen.

Jochen fragt nach dem Zeitpunkt der Entstehung der Kaiserpfalz in Goslar und behauptet, zu mir gewandt, man würde Goslar mit einem 's' schreiben. Ich glaube ihm. Frau M.-H. kann diese seine Frage nicht beantworten.  

{ unwichtig! }
Was tat der Kaiser in der Kirche?
Weil er der Schutzherr der Kirche war, wohnte er Weihungen und Gottesdiensten bei. Helga malt schon wieder.  
{ Weihen }
{ s.o.! }
Jan sagt etwas über den Kaiserthron und diskutiert mit Frau M.-H. darüber, man kann ihn aber hier nicht verstehen.
Wir schreiten mit Frage 5 fort.
Aufgaben der Missi?
Sebastian: "Wurden ... zur Kontrolle ... eingesetzt". Frau M.-H. bestätigt dies.

Es gab kaiserliche Gesetze (Kapitularien), in denen "haarklein" festgelegt war, was ein Graf zu tun bzw. zu lassen hatte.

Hausaufgabe: Weiterlesen von 143-144 im Geschichtsbuch.

{ nein }
{ Das passiert anderen bei Euren Schwätz-Orgien auch! Laß es Dir zur Abschreckung dienen! }
 

{ Gut - einige Gags oder Belanglosigkeiten hättest Du Dir sparen können - bei Deiner beschränkten, computer-erfüllten Zeit...

MH. }


  Frederik Ramm, 2001-04-24