Die Herstellung von Single Malt Whisky
        Unweigerlich wird man in Schottland auf eine Anzahl von 
        Whisky-Destillerien treffen. Am meisten davon gibt es in
        Speyside, dem Landesteil, der sich von Aberdeen an der
        Ostküste bis fast nach Inverness erstreckt. Dort liegt
        auch der Malt Whisky Trail, das ist so eine Art
        Weinstraße, nur halt mit lauter Whisky-Destillerien.
 
    Was ist "Single Malt"?
        Zunächst einmal bedeutet Single, daß der Whisky keine
        Mischung aus verschiedenen Sorten, darunter auch Nicht-Malz-Whisky,
        ist; die Mischungen nennt man Blend, und sie sind im 
        allgemeinen etwas billiger. Malt Whisky deshalb, weil
        man Whisky durchaus auch aus anderen Getreidesorten herstellen
        kann (ebenfalls meist billiger).
     Übrigens ist "Whisky" der schottische Trunk, während
        die Schreibweise "Whiskey" auf ein irisches Fabrikat schließen
        läßt. Schottischer Whisky wird zweimal destilliert 
        (die Iren sagen: einmal zu wenig), irischer Whiskey dreimal (die
        Schotten sagen: hat wohl nach dem zweiten Mal noch immer nicht
        geklappt).
    Destillerie-Besuch
        Wie gesagt, gibt es einen Haufen Destillerien, und fast jede wirbt
        mit einem eigenen Superlativ. Wir waren diesmal in der 
Edradour Distillery,
	der kleinsten legalen Destillerie Schottlands. Beim
        letzten Mal haben wir uns Glenfiddich angesehen; dort wird zwar
        in einer Woche fast so viel hergestellt wie in Edradour im ganzen
        Jahr, aber dafür füllt Glenfiddich als einzige schottische
        Destillerie den Whisky selbst ab und ist auch im Gegensatz zu 
        Edradour noch immer in Familienbesitz (Edradour gehört zu
        einer größeren Gruppe, die offenbar in enger Verbindung
        mit dem Clan Campbell steht).
     Was solls, die Herstellung ist überall gleich, nur der
        Maßstab kann sich unterscheiden. Auf Tradition und alte
        Rezepte schwören sie alle. Am Ende gibts überall
        den "Factory Shop", in dem man sich mit Mitbringseln eindecken
        kann. Der Eintritt ist fast überall kostenlos.
    Die Whisky-Herstellung
        Hier ein kurzer Überblick darüber, wie man Whisky macht.
        Man sollte sich das aber auf jeden Fall in einer Destillerie 
        vorführen und erklären lassen, das ist wesentlich 
        interessanter... 
- Malzen
- 	Einweichen der Gerste in Wasser; etwa
        drei Tage Ruhe, dann beginnt das Keimen (Umwandlung von Stärke
        in gärfähigen Zucker), und der Prozeß wird durch
        Trocknen über dem Torffeuer gestoppt. Der Torf hat einen 
        Anteil am Geschmack des Endprodukts, und die typischen Schornsteine
        der Trocken-Türmchen sind Symbol für die Destillierien
        geworden.
- Maischen
- 	Der getrocknete Malz wird gemahlen
        und mit heißem Wasser vermischt; das ganze verwandelt sich
        in eine zuckrige Lösung.
- Gärung
- 	Die Flüssigkeit wird mit Hefe vermischt und
        ergibt nach einigen Tagen eine nach Bier riechendes Gebräu,
        das rund 5% Alkohol enthält.
- Destillation
- 	Die Flüssigkeit wird in den
        typischen kupfernen Kolben erhitzt. Übrigens schreibt
	ein altes Gesetz für diese eine
        Mindestgröße vor, um zu verhindern, daß 
	Schwarzbrenner sie allzuleicht verstecken können.
	Der Alkohol verdunstet und
        wird aufgefangen; nach der ersten Destillation hat das ganze 20%,
        nach der zweiten 70% Alkohol. Vom zweiten "run" wird jedoch nur
	die Mitte verwendet; das erste, was aus dem Kolben kommt, ist zu
	schwach, die letzten Tropfen sind zu stark. 
- Reifung
- 	Gesetzlich vorgeschrieben ist, daß
        der in diesem Stadium noch farblose "Spirit" auf 63% verdünnt
        werden muß, bevor man ihn in Fässer abfüllt und
        einlagert. Faszinierender Gedanke: Der Whisky, den man heute
        herstellt, wird erst in zehn oder mehr Jahren getrunken werden!
        Die Welt wird dann eine andere sein. Während der Reifung
        gewinnt der Whisky durch das Holz der Fässer an Aroma und
        verliert an Schärfe, weil ein Teil des Alkohols verdunstet
        (die Brenner nennen das angels' share, "Anteil der Engel").
- Abfüllung
- 	Der Whisky wird nochmals 
        verdünnt (40% für Inlandsverkauf, 43% für Export,
        aus Zoll- und Steuergründen) und in Flaschen abgefüllt.
        (Früher wurde er in "Cask Strength" getrunken, also mit 60%,
        wie er aus dem Faß kommt. Die Glenfarclas Distillery verkauft
        diesen 60%-Whisky noch heute als "Glenfarclas 105".)
Es werden also nur drei Zutaten verwendet: Gerste, Hefe und Wasser.
        Auf das Wasser wird  besonders geachtet; es ist angeblich hier
        in Schottland extrem gut dafür geeignet und wird meist aus
        irgendwelchen Gebirgsbächen geholt. Schön ist, daß
        bei der ganzen Produktion fast kein Abfall entsteht, denn alles, 
        was in der Destillerie nicht mer verwendet werden kann, geht an 
        die Bauern zurück - als Viehfutter oder Dünger, je nach
        Alkoholgehalt...
   Frederik Ramm, 2001-04-25